23.09.2018

Verpasste Chance für den Bildungsstandort Luzern

Weitere Abbaudiskussionen stehen nun an

Verpasste Chance für den Bildungsstandort Luzern

Mit dem deutlichen Nein zur Volksinitiative «Für eine hohe Bildungsqualität im ganzen Kanton» verpasst der Kanton Luzern die Chance, seine guten Schulen unter Verfassungsschutz zu stellen. Es ist absehbar, dass kommende Spar- und Abbaupakete nun weiterhin den Bildungsbereich betreffen werden. Die Luzerner Allianz für Lebensqualität wird sich auch künftig dagegen wehren – notfalls mit Referenden, wie bereits in Vergangenheit beim Musikschulabbau.

«Wir sind enttäuscht über das Resultat, da wir mit der Initiative künftigen Bildungsabbau und Schulschliessungen verhindern wollten», sagt Remo Herbst, Präsident des Verbands Luzerner Mittelschulen und Gymnasien (VLM). «Dies ist umso bedauerlicher, da Bildungsdirektor Wyss bereits eine Diskussion über die Zukunft der Wirtschaftsmittelschule in Willisau angekündigt hat» so Herbst. Die regionale Verankerung der Bildungsinstitutionen scheint bei der Luzerner Bevölkerung nicht oberste Priorität zu haben. Das ist für die zukünftige Diskussion um Schulstandorte in ländlichen Regionen kein gutes Zeichen.

Weiteren Abbau bei der Bildung befürchtet auch Urban Sager, Präsident des Verbands des Personals der öffentlichen Dienste (VPOD). «Die Gegner drohten unverhohlen mit weiterem Abbau zur Kompensation der Schulgelder, falls die Initiative angenommen würde – sie haben offensichtlich wenig Hemmungen bei der Zukunft unserer Kinder zu sparen», so Sager. Der Stellenwert der Bildung müsse in diesem Kanton nun bei jeder Budgetdebatte neu verteidigt werden. Zudem sei die Chancengleichheit aufgrund der nun weiter bestehenden Schulgebühren nicht im vollen Masse gegeben. „Es darf darum unter keinen Umständen weitere Gebührenerhöhungen bei der Schule geben, ansonsten verbauen wir immer mehr jungen Leuten den Zugang zur Bildung“, warnt Sager.


Von einer verpassten Chance spricht auch Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LLV). «Der Abbau bei der Ausbildung der Lehrpersonen an der PH droht nun unvermindert weiterzugehen.» Weniger Praxisbezug bedeute auch eine tiefere Qualität des Unterrichts. «Das Nein zum Verfassungsartikel bedeute aber kein Ja zum Bildungsabbau», betont Messerli. Auch künftig werde die Allianz gegen den Bildungsabbau eintreten, zumal die kantonale Finanzplanung weiterhin auf äusserst wackligen Beinen stehe. „Wir werden uns weiterhin gegen jeglichen Qualitätsabbau in der Bildung wehren, notfalls auch mit Referenden wie bei der Musikschule“.


Dies sieht auch Silvio Walther vom Vorstand Berufsbildung Schweiz Luzern (BCH.LU) so. Bildungsabbau schadet allen in unserem Kanton. Wenn es künftig wieder um Zwangsferien oder Schulschliessungen geht, erhofft er sich mehr Support der Luzerner Wirtschaft. «Zuverlässigkeit und gut ausgebildete Fachkräfte sind für KMU der Standortfaktor Nummer eins, nicht Dumpingsteuern und Abbau bei der Berufsbildung», so Walther. «Wir sollten aufhören an dem Ast zu sägen, auf dem wir selber sitzen.»